Giessbach-Iseltwald: Versteckte Juwelen am Waldweg

Der Waldweg zwischen Giessbach und Iseltwald ist zwar weniger bekannt als der vielbegangene, weiter unten verlaufende Uferweg. Es lohnt sich jedoch, ihn zu entdecken, denn er erschliesst verschiedene reizvolle Kulturlandschaften sowie ein wildes Naturdenkmal.

Text: Andreas Staeger

Blick zurück zum Louberli

Bild: Andreas Staeger

 

Mit dem Bau der Nationalstrasse auf der linken Seite des Brienzersees wurde in den 1980er-Jahren eine grobe Schneise in eine zuvor weitgehend unberührte Landschaft geschlagen. Zum Ausgleich für diesen Eingriff legte man am unwegsamen Seeufer einen lauschigen Uferweg an. Dieser zieht seither im Sommer Scharen von Spaziergängern und Wanderern an. In seinem Schatten steht der etwas höher oben am Hang verlaufende Waldweg. Doch auch diese Route bietet Wanderern grossartige landschaftliche Eindrücke.

 

Ausgangspunkt ist das Grandhotel Giessbach, das wie ein Zauberschloss an märchenhafter Lage über dem Brienzersee steht. Seinen Namen verdankt das Palasthotel dem Giessbach, der nur einen Steinwurf entfernt in einem majestätischen Wasserfall tosend in die Tiefe stürzt.

 

Ohne nennenswerte Höhendifferenzen führt ein breites Kiessträsschen im Wald zur Wegverzweigung Unterholz und weiter zu den beiden landwirtschaftlich genutzten Lichtungen Kusterboden und Hohflue. Danach geht es erneut in den Wald. Bei der nächsten, prosaisch mit dem Standortvermerk «700 m» angeschriebenen Wanderwegkreuzung stehen zwei verschiedene Wanderrouten zur Auswahl, die beide in Richtung Iseltwald signalisiert sind. Auf der kürzeren davon gelangt man sanft absteigend nach wenigen hundert Metern zur nächsten Verzweigung, wo nun auch der Farnihubel vermerkt ist.

 

Ein schmaler Weg führt in gewundener Linie durch eine zusehends felsige und immer wildere Landschaft. Entlang von senkrechten, ja teilweise überhängenden Flühen taucht man in eine faszinierende Welt ein. Zwischen den Bäumen wachsen verschiedene Farnarten, was der Gegend zu ihrem Namen verholfen hat. Obwohl das Gelände stark zerklüftet ist, kann der Weg gefahrlos begangen werden, sofern man konsequent auf dem Pfad bleibt. Zwei Sitzbänke am Endpunkt des Stichwegs laden dazu ein, den Tiefblick nach Iseltwald und zum Schnäggeninseli zu geniessen.

 

Den Farnihubel-Irrgarten verlässt man auf gleicher Route wie beim Hinweg. Danach folgt der einzige nennenswerte Anstieg der Tour. Er führt von der bereits erwähnten Wegverzweigung «700 m» hinauf Richtung Isch. Die Wanderung verläuft fortan mehrheitlich über offenes Gelände und gibt Einblick in wunderbar gepflegte, vielfältig strukturierte Kulturlandschaften. Eine davon ist das Louberli. Der Bauernhof in steiler Hanglage beherbergt Ziegen, Wollschweine, Pfauen und weitere Nutztiere. Zudem werden Kräuter und Gewürze sowie verschiedene Obstsorten angebaut. Das Gebiet weist eine hohe Artenvielfalt auf und wurde 2016 mit dem Kulturlandschaftspreis der Region Oberland-Ost ausgezeichnet. Zur Gewinnerfläche Louberli >>>

 

Ein letztes Juwel am Weg ist der Mülibachfall. Sein Wasser stürzt über eine senkrechte Felswand in ein rundes Becken. Am Wasserfall vorüber steigt man im Wald zur Autobahn ab und gelangt ins Dorf Iseltwald.

 

Tipp: Als Einstieg zur Wanderung empfiehlt sich der Rundweg, der vom Hotel Giessbach dem Bach entlang zum Wasserfall und auf der anderen Seite wieder hinunterführt. Ein Steg ermöglicht es, den Hang hinter den donnernden Wassermassen zu traversieren.

 

Merkmal Familientauglich Schwierigkeitsgrad T1
Marschzeit 2 h 50 min Streckenlänge  8,8 km
Aufstieg 370 m Abstieg 470 m
Tiefster Punkt 565 m Höchster Punkt 795 m
Verpflegung Diverse Gaststätten in Iseltwald Ideale Jahreszeit Anfang Mai bis Ende August
Anreise Mit Schiff und Standseilbahn nach Giessbach/Hotel Rückreise Ab Iseltwald mit dem Schiff oder mit dem Postauto