Von den Tschifelern zum Hasliberg:  Brünig – Halgenfluh – Hohfluh

Im Grenzgebiet der Kantone Bern und Obwalden locken vielfältige und abwechslungsreiche Kulturlandschaften. Besondere Juwelen sind die Sonnenterrasse Halgenfluh hoch über dem Haslital und die beiden Vorsasse Gallenblatten und Soli. 

Text: Andreas Staeger

Orchideen – wie hier ein Knabenkraut – zeugen von der ökologischen Vielfalt an der Halgenfluh.

Bild: Andreas Staeger

 

Von ihren Nachbarn werden die Obwaldner noch heute manchmal Tschifeler genannt, weil sie einst ständig mit Tschiferen (hölzernen Tragkörben) unterwegs gewesen sein sollen. Die Bezeichnung ist nicht immer liebevoll gemeint. In Nidwalden etwa behauptet man, nach dem Überfall durch Napoleons Truppen hätten die Obwaldner die Gegend geplündert und ihre Beute in Tschiferen davongetragen. Auch im Haslital weiss die Chronik von einigen unfreundlichen Übergriffen aus dem Land der Tschifeler zu berichten.

 

Heute herrscht zum Glück freundeidgenössischer Friede, weshalb die Wanderwege im Grenzgebiet am Brünig gefahrlos begangen werden können. Sie führen durch eine einsame Gegend mit stillen Wäldern und aussichtsreichen Alpweiden. Reizvoll ist etwa die Wanderung über den Feldmooswald zur Halgenfluh.

 

Von der Bahnstation am Brünigpass verläuft die Wanderroute Richtung Lungern zuerst direkt der Passstrasse entlang; nach 200 m zweigt sie als Kiessträsschen rechts ab und führt zum Naturfreundehaus. In leichtem Anstieg wird der Wald unter der Tschorrenfluh durchquert, danach geht es stotzig nach Büel hinauf und etwas weniger steil via Schwendi zum Feldmooswald.

Hier wendet man scharf Richtung Süden und gelangt mehr oder weniger ebenen Wegs über Bergwiesen und durch Waldgebiet zur sonnigen Aussichtsterrasse oberhalb der Halgenfluh. Nun weitet sich das Panorama schlagartig: Der Blick schweift über den Hasliberg, den Talboden von Meiringen sowie zur Rosenlaui und ins Grimselgebiet.

 

Nicht nur die Fernsicht ist eindrücklich; auch das vielgestaltige Terrain ist reizvoll. Kleine Mulden und flache Abschnitte gliedern den mit Trockenmauern leicht terrassierten Hang. Es lohnt sich, den Wanderweg kurz zu verlassen und auf dem ostwärts ansteigenden Kiesweg nach Biel und ins Obere Vorsess aufzusteigen. Die parkähnlichen Wiesen wurden 2009 mit dem Kulturlandschaftspreis der Region Oberland-Ost ausgezeichnet. Zur Gewinnerfläche Halgenfluh>>> Dank regelmässiger Beweidung sind sie von Verbuschung verschont und bieten vielen Tier- und Pflanzenarten Lebensraum.

Von Biel führen Schottersträsschen, Wiesenpfade und Asphaltsträsschen zunächst durch Wald, dann über Weideland talwärts zur Birchegg und nach Hohfluh. Das Dörfchen ist Teil der weitläufigen Gemeinde Hasliberg. Vom unteren Dorfrand gelangt man in leichtem Auf und Ab zum Gallistein und nach Bodemli, wo nochmals die Kantonsstrasse überquert wird.

 

Zwei weitere landschaftliche Perlen säumen den letzten Abschnitt der Wanderung zurück zum Brünigpass: Wie Inseln im Wald wirken die beiden Vorsasse Gallenblatten und Soli. Neben Orchideen wie Knabenkraut und Stendelwurz gibt es hier zahlreiche Schmetterlinge zu entdecken. Die Wiesen sind reich strukturiert mit Lesesteinhaufen, Felsen und Feldgehölzen. Auch diese zwei Kleinode wurden mit dem Kulturlandschaftspreis der Region Oberland-Ost prämiert: 2014 wurde auf diese Weise der Einsatz der Bewirtschafter honoriert. Zur Gewinnerfläche Gallenblatten/Soli>>>

 

Tipp: Ein Stück Obwalden auf Berner Boden: Das gibt es im Dorfladen Hasliberg/Hohfluh – dort sind unter anderem Obwaldner Lebkuchen erhältlich.

 

Merkmal Rundwanderung Schwierigkeitsgrad T2
Marschzeit 3 h 25 min Streckenlänge  10,5 km
Aufstieg 570 m Abstieg 570 m
Tiefster Punkt 967 m Höchster Punkt 1343 m
Verpflegung Gasthof Bären, Hasliberg Hohfluh Ideale Jahreszeit Mitte Mai bis Ende Oktober
Anreise Mit der Bahn nach Brünig-Hasliberg Rückreise Ab Brünig-Hasliberg mit der Bahn