Gimmelwald/Mürren: Zum Sprutz am Stutz

Die Rundwanderung am Sonnenhang von Gimmelwald führt an blumenreichen Wiesen und Weiden vorbei ins Tal des Schiltbachs, wo ein kleiner, aber ungewöhnlicher Wasserfall in die Tiefe schiesst.

Text: Andreas Staeger

Blick in die Schwendi

Bild: Andreas Staeger

 

Es ist kein Witz: Die beiden autofreien Bergdörfer Gimmelwald und Mürren sind tatsächlich durch eine Strasse miteinander verbunden. Diese dient allerdings einzig dem landwirtschaftlichen Verkehr und ist daher alles andere als dicht befahren. Ein Teil der Strecke dient auch als Wanderweg. Wer sich zu Fuss von Gimmelwald auf den Weg nach Mürren macht, wird weder schnittige Sportwagen noch Wohnmobile kreuzen, sondern bestenfalls Mähmaschinen oder Heuladewagen.

 

Nach etwa einem Kilometer zweigt die signalisierte Wanderroute auf einen schmalen Fusspfad ab. Exakt an der Stelle des Übergangs lohnt sich ein aufmerksamer Blick talwärts. Unterhalb der Strasse liegt das Gebiet Schwendi. Ein kleines Bächlein und ein wunderschöner alter Ahornbaum strukturieren das Wiesenland auf attraktive Weise. Am Waldrand gedeihen Knabenkraut, Türkenbund und andere Bergblumen. In Anerkennung ihrer Bemühungen zur Erhaltung dieses landschaftlichen Kleinods erhielten die Bewirtschafter 2019 den Kulturlandschaftspreis der Region Oberland-Ost. Zur Gewinnerfläche Schwendi>>>

 

Die steile Mähwiese liegt direkt oberhalb der Mürrenfluh. Von der Hangkante fällt das Terrain senkrecht mehrere hundert Meter tief ins Lauterbrunnental ab. Die Gebirgskulisse im Hintergrund ist grossartig: Auf der gegenüberliegenden Talseite türmen sich gewaltige Felsmassen, die im Gipfel der Jungfrau kulminieren. Links davon erstreckt sich die Männlichenkette, rechts reihen sich die Nordwände des hinteren Lauterbrunnentals von der Äbeni Flue über das Mittaghorn und das Grosshorn bis zum Breithorn aneinander.

 

Weiter oben gelangt man wieder auf das Verbindungssträsschen und erreicht auf diesem die Station Mürren der Schilthornbahn. Hier schwenkt man auf die Via Alpina und damit auf den Höhenweg ein, der Richtung Gimmeln und Spielbodenalp signalisiert ist. Nach den eindrücklichen Weitblicken zu den Gipfeln des Lauterbrunnentals steht nun eine anders geartete Attraktion bevor. «Sprutz», so heisst der Wasserfall des Schiltbachs, der unterhalb des Weilers Stutz in die Tiefe schiesst. Der Wanderweg führt zwischen dem Wasserfall und der Felswand hindurch.

 

Auf dem Wegweiser werden die Wanderer zur Vorsicht ermahnt, wenn sie dieses Teilstück begehen. Dafür gibt es gute Gründe: Der Weg ist schmal und an einer etwas ausgesetzten Stelle auch mit einem Seil gesichert ; zudem verläuft er in einem sehr steilen Hang – ein Stolpern hätte hier fatale Folgen. Der Abstieg nach Gimmelwald verläuft zunächst im Wald, später dann auf aussichtsreichem Weideland.

 

Tipp: Die Zwischenstation Gimmelwald der Seilbahn Stechelberg-Mürren weist eine ungewöhnliche Architektur auf. Wegen der Topografie sind die Räder und Seile auf dem Dach der Station angebracht – und erinnern damit an eine Skulptur von Jean Tinguely.

 

Merkmal  Rundwanderung Schwierigkeitsgrad T2
Marschzeit 2 h 20 min Streckenlänge  6,3 km
Aufstieg 460 m Abstieg 460 m
Tiefster Punkt 1367 m Höchster Punkt 1767 m
Verpflegung Gaststätten in Mürren und Gimmelwald Ideale Jahreszeit Anfang Juni bis Ende Oktober
Anreise Mit der Seilbahn ab Stechelberg/Schilthornbahn nach Gimmelwald Rückreise Ab Gimmelwald mit der Seilbahn nach Stechelberg/Schilthornbahn